S-Bahn-Bögen
Die Idee des Architekten August Orth, zur Bewältigung des
Durchgangsverkehrs eine Bahnstrecke zu bauen, überzeugte
im Jahre 1871 den Kaiser und die Stadtväter.
Mit der Gründung der „Berliner Stadtbahngesellschaft" 1873
waren die Voraussetzungen geschaffen; der Oberbaurat Au-
gust Dircksen konnte 1874 mit dem Bau beauftragt werden.
Bis 1882 entstanden 731 gemauerte Wölbbögen, die jeweils
ein Gleispaar für den Fern- und den Stadtverkehr aufnahmen.
1886 wurde mit dem Anbau an das Viadukt am Alexander-
platz eine eigene Güterabfertigung für die Zentralmarkthalle
in Betrieb genommen. Berlin wurde per Schiene vorwiegend
mit Obst und Gemüse aus dem Oderbruch versorgt.
Diese Schienenanbindung bestand bis in die 60er Jahre. Noch
heute ist in Höhe der neuen Markthalle ein Fragment der
Güterabfertigung zu sehen. Heute bestehen noch ca. 600 S-
Bahn-Bögen, die durch vier Bezirke Berlins führen und dort
das Stadtbild prägen. Man unterteilt das denkmalgeschützte,
zwölf Kilometer lange Stadtbahnviadukt durch die Bezirke
Friedrichshain, Mitte, Tiergarten und Charlottenburg in 39
Sektionen (eine Sektion liegt i. d. R. zwischen zwei Straßen-
zügen). Auf dem S-Bahn-Viadukt befinden sich folgende be-
deutende Bahnhöfe: Hauptbahnhof, Alexanderplatz, Fried-
richstraße, Lehrter Bahnhof und Zoologischer Garten. Des
weiteren die S-Bahnhöfe Jannowitzbrücke, Hackescher Markt,
Bellevue, Tiergarten und Savignypiatz. Im früheren West-
Berlin, am Savignypiatz, werden die Bögen bereits seit den
80er Jahren von Gastronomie und Einzelhandel genutzt und
sind mit ihrem speziellen Charme oft besuchtes Ziel von Berli-
nern und Berlintouristen. Im Bezirk Mitte besteht am Bahnhof
Friedrichstraße, entlang der Georgenstraße - zwischen Fried-
richstraße und Museumsinsel - eine „Kunst- und Kulturmei-
le" in den S-Bahn-Bögen. Kunst, Kultur, Gastronomie.
Einzelhandel und Dienstleistung verleihen der Georgenstraße
jetzt ein völlig neues und interessantes Ambiente. In der
Vergangenheit prägten Lager- und Garagennutzung das Bild
der Stadtbahnbögen. Nur wenige Geschäfte und keine Gast-
ronomie waren in den Bögen zu finden. 1990 begann der
Bereich Immobilien der damaligen Reichsbahndirektion Berlin
thematische Nutzungskonzepte für die in exponierter Lage
befindlichen S-Bahn-Bögen in Berlin-Mitte zu erarbeiten. Wie
am Savignypiatz war das Interesse groß und die potentiellen
Investoren standen Schlange. Inzwischen hat sich folgendes
Bild ergeben: Gleich hinter der Post am Bahnhof Friedrichstra-
ße befindet sich eine Altberliner Gaststätte („Noile"),
dane-
ben ein Antikmarkt, Berlins Zille-Museum und ein Cafe. Zwi-
schen Plauchstraße und Geschwister-Scholl-Straße kann man
in einem Flohmarkt stöbern. Von der Geschwister-Scholl-
Straße bis zum Kupfergraben werden die Viadukte von der
Nähe zur Humboldt-Universität geprägt. Eine Studentenknei-
pe, eine Kunstgalerie, ein Computergeschäft, eine Buchhand-
lung, eine Theaterkasse, ein Schallplattengeschäft sowie ein
Jazzclub bilden eine interessante Mischung. Zur Zeit werden
durch die Deutsche Bahn Immobiliengesellschaft (DBImm) die
S-Bahn-Bögen am Monbijou-Park ausgebaut. |
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Restaurants Nähe Humboldt-Uni |
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Eine vielfältige Nutzung, u. a. durch Gastronomie, kombiniert
mit der Grünanlage am Park wird das Gebiet um den S-Bahn-
hof Hackescher Markt weiter aufwerten. Auch von hier aus
sind es nur wenige Meter zur Museumsinsel und von dort
weiter zur „Kunst- und Kulturmeile". Der Kontakt zum Alex-
anderplatz wird durch die Aufwertung des Bereichs Dircksen-
straße zwischen dem S-Bahnhof Hackescher Markt und Alex-
anderplatz hergestellt. Potentiale bestehen außerdem im
Bereich Moabiter Werder. Dort entstehen, ganz in der Nähe
der geplanten Ministerwohnungen, Nutzungsmöglichkeiten,
die der Hochwertigkeit des Gebietes entsprechen. Dem Ges-
amtkonzept zufolge werden nach und nach alle Bereiche der
zwölf Kilometer langenstrecke auf eine mögliche Verwertung
der S-Bahn-Bögen hin überprüft. Ziel ist die Schaffung
einer
durchgehenden Verwertung der S-Bahn-Bögen und damit die
Erhaltung des kulturhistorischen Denkmals sowie die Aufwer-
tung des Bauwerkes und der angrenzenden Stadtgebiete
durch eine hochwertige Nutzung. |
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